Für diese drei unerwarteten Dinge bin ich besonders dankbar, wenn ich auf meine ersten acht Monate hier zurückblicke: 1. Das Sozialarbeit-Team, das von Tamara Stahl geleitet wird. Diese achtköpfige Gruppe beeindruckt mich zutiefst. Zwei Mal in der Woche nehme ich an ihren Besprechungen Teil, um darüber informiert zu sein, wie es den Patenkinder geht. Wie gut sie jedes Kind und jede Familie kennen, mit der sie zusammenarbeiten und welch tiefe Gedanken sie sich um das Wohlergehen der Kinder machen, berührt mich immer wieder. Ihre Hilfsbereitschaft, die Freude und Hingabe, mit der sie ihre Arbeit tun und die Freundlichkeit und Offenheit, die sie mir entgegenbringen, waren und sind für mich ein echter Segen! 2. Unsere Partnerschule Through The Roof für Kinder mit Behinderungen bewegt mich immer wieder aufs neue. Da die Schule noch nicht existierte, als ich als Kurzzeitlerin hier war, wusste ich gar nicht, wie die Zusammenarbeit aussehen würde und wie leicht oder schwer es werden würde, auch die Patenschaften für die Kinder dort zu koordinieren. Dass die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden dort nicht nur gut funktioniert, sondern dass mir diese Schule so sehr ans Herz wachsen würde, hätte ich am Anfang nicht gedacht! Besonders die beiden Tauf-Feiern dort, waren für mich echte Goldmomente. 3. Unerwartete Hilfe zur rechten Zeit habe ich in diesem Jahr mehrfach erlebt. Ein Beispiel dafür ist, dass mein Freund Elias mich spontan in seinen Semesterferien besuchte – gerade als die knapp 550 Patenkinder für den jährlichen Patenbrief fotografiert werden mussten. Dass er diese Fotos mit mir und Joel, einem Teilnehmer des Projekt Jonathans, schoss, war eine riesige Entlastung! Ein weiteres Beispiel sind die "zufälligen" Tage, an denen Kurzzeilter zu mir ins Büro kamen und sagten, dass sie für einige Stunden bei mir mitarbeiten könnten. So merke ich in Momenten, in denen mir alles etwas viel vorkommt, dass ich nicht alleine bin. | | Neben diesen schönen Dingen gibt es natürlich auch solche, auf die ich nicht vorbereitet war oder die schwerer waren, als ich gedacht hätte. Auch drei dieser Punkte teile ich mit euch: 1. Weder das Studium noch das Wissen darum, dass es passieren kann, hatten mich darauf vorbereitet, wie es sein würde, wenn Patenkinder versterben. Wege für mich zu finden, mit ihrem Tod umzugehen und mir zu erlauben, um sie trauern zu dürfen, obwohl ich, da ich noch nicht so lange hier bin, keine sehr enge Beziehung zu ihnen hatte, war nicht einfach. Wie anders die Umstände hier sind und welch – in meinen Augen – "unnötigen" Ursachen das Sterben eines Kindes haben kann, war nicht leicht für mich. 2. Was für mich jetzt als "Langzeitlerin" viel schwerer ist, als es als "Kurzzeitlerin" war, ist der Aufbau von Beziehungen zu den sambischen Mitarbeitenden. Nicht einfach nur eine von vielen Kurzzeitlern zu sein, sondern nun in ihren Augen eine Vorgesetzte, und dadurch auch irgendwie "unerreichbare", Person zu sein, schafft durch die sehr hierarchische sambische Kultur eine große Hürde. Auch im Kreis der anderen Missionare und Missionarinnen in Kabwe Beziehungen zu knüpfen war nicht leicht. Viele haben ihren festen Freundeskreis schon gefunden oder sind Familie mit Kindern und somit nicht sehr offen für mich als einzelne Frau hier. Als Kurzzeitlerin mit einem Team hier gewesen zu sein, zu dem ich fest gehörte und mit dem ich unterwegs war, war diesbezüglich viel einfacher, als jetzt erstmal "alleine" in dieser Stadt und den sozialen Gruppen hier Anschluss finden zu wollen. 3. Ich habe oft das Gefühl "zwischen den Welten in Kabwe" zu leben. Immer wieder neu stehe ich vor der Wahl zwischen diesen gefühlten zwei Welten: Freundschaften im Kreis der Missionare und Missionarinnen schließen oder im Kreis der Sambier und Sambierinnen? Einkaufen im Supermarkt, in dem das Gemüse importiert ist und somit "sicherer", oder einkaufen auf dem lokalen Markt? In die Hauptstadt entspannt mit dem eigenen Auto fahren, oder mit dem Minibus, wie es die Sambier und Sambierinnen tun? Zusammengefasst: Wo darf ich "leben, wie die Menschen hier" und wo darf ich "leben, wie ich es in Deutschland würde"? Ich möchte einen Weg finden, hier in der Kultur zu leben und anzukommen, aber merke auch, dass vieles davon Kraft zehrt – Kraft, die ich für meine Arbeit brauche. Hier eine gute Balance zu finden, fällt mir wirklich noch schwer. |
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